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Nielsen bringt Digital Ad Ratings für Youtube Mobile nach Europa; YOC startet programmatische Plattform

ExchangeWire bündelt die wichtigsten Nachrichten aus der Region DACH mit Schlaglicht-Interviews aus der deutschsprachigen Programmatic-Szene. Diese Woche: Nielsens Digital Ad Ratings für Youtube Mobile auch in Deutschland; YOC startet VIS.X-Plattform; Inskin ist JICWEBS-zertifiziert; und Fünf Fragen an Jochen Schlosser, Adform.

Nielsen misst YouTube Mobile jetzt auch in Europa

Die Werbemessung in der mobilen YouTube-App bringt Nielsen jetzt auch für Deutschland, Großbritannien und Frankreich an den Start. Nielsens Digital Ad Ratings decken damit nun auch YouTube-Anzeigen auf Mobilgeräten ab und erlauben den Kunden Zugriff auf demographische Einblicke wie Alter und Geschlecht der Nutzer, die die Werbung in der mobilen YouTube-App ansehen. Weitere Metriken in der Nielsen-Messung sind Reichweite, Frequency und Gross-Rating-Points (GRPs).

Barney Farmer, UK Commercial Director, Nielsen, erklärt gegenüber ExchangeWire, das neue Angebot sei eine Reaktion auf Forderungen nach mehr Transparenz: „Werbetreibende verlangen heutzutage mehr Transparenz, nicht zuletzt in Bezug auf die Performance ihrer Online-Kampagnen, und das bedeutet nicht nur Desktop und Mobile, sondern auch in-App. Für einen großen Teil der Werbeausgaben, die bisher nicht gemessen werden konnten, aber entscheidend im Vergleich mit anderen Medien sind, gibt es jetzt auch Messwerte. Da immer mehr Menschen Videos über digitale Plattformen und Geräte ansehen, ist die umfassende Messung von Youtube durch Nielsens Digital Ad Ratings von entscheidender Bedeutung, um ein umfassendes Bild des Medienkonsums zu ermitteln.“

Nielsens digitale Anzeigenmesswerte für die mobile App von Youtube sind bereits seit Juni 2017 in den USA verfügbar und wurden im Oktober 2017 auf Kanada und Japan ausgeweitet. Nach Deutschland, Frankreich und Großbritannien sollen weitere internationale Märkte noch hinzukommen.

YOC startet VIS.X-Technologieplattform

Ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Ad-Tech-Anbieter: YOC hat gerade die Einführung einer eigenen SSP angekündigt. Die Plattform namens „VIS.X“ bietet programmatischen Handel für internationales Inventar für alle Werbetreibenden und soll es YOC ermöglichen, unabhängig von Drittanbietern zu werden.

Dirk Kraus, YOC

Sich auf einen eigenen SSP verlassen zu können, ist ein Wettbewerbsvorteil, meint Dirk Kraus, Gründer und CEO von YOC: „Auf dem Markt gibt es eine starke Nachfrage nach hocheffektiven Werbeformaten, die programmatisch erworben werden können. Unsere Plattform VIS.X löst diese Herausforderung. Somit erlangen wir im hochkomplexen programmatischen Mediahandel einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil.“ Werbetreibende und Exchanges können über private Marktplätze innerhalb der VIS.X-Plattform Inventar einkaufen, VIS.X transformiert und liefert bestehende Werbeformate in Echtzeit aus.

Die Integration von DSPs soll dabei so unkompliziert wie möglich laufen. Evgenij Tovba, CTO, YOC: „Durch die hohe Standardisierung im programmatischen Handel, wurde die Plattform so konzipiert, dass jede DSP ohne weitere Anpassungen mit hochwirksamen Formaten handeln kann.“

Inskin Media ist JICWEBS zertifiziert

Beim Durchsetzen von Standards wie JICWEBS ist Deutschland bisher noch in der Anfangsphase. Der britische Ad Tech-Anbieter Inskin will nun auch auf dem deutschen Markt die Qualitätsstandards der JICWEBS-Initiative aus Großbritannien und Irland unterstützen, um somit die Transparenz in der Reichweitenmessung zu gewährleisten.

Dabei appelliert Lars Hense, Sales Director, Inskin Media, auch an die Branche in Deutschland, sich den internationalen Standards anzuschließen: „Die Umsetzung dieser Initiativen verfolgt das Ziel höherer Agilität und Transparenz innerhalb der Online-Marketing-Industrie, weshalb ich auf eine breite Unterstützung weiterer digitaler Unternehmen der Branche hoffe”, so Hense. „Um die Richtlinien gewissenhaft erfüllen zu können und die Kundenzufriedenheit konstant hoch zu halten, investieren wir international in zusätzliche, qualifizierte und branchenverwandte Manpower.“

Das gesamte Inskin-Portfolio entspricht dementsprechend dem JICWEBS-Standard und dem IAB Gold Standard, so das Unternehmen. Die beiden Initiativen von den britischen Inseln garantieren die Transparenz der Performance-Messung, um als Branchen-Gütesiegel aktiv dem Ad Fraud etwas entgegenzusetzen.

Fünf Fragen an Jochen Schlosser, CSO, Adform

Wie weit ist die Branche in Sachen ads.txt?

Jochen Schlosser, Adform

Das Wichtigste ist, dass alle wichtigen Personen in der Branche, mit denen ich derzeit rede, bereit sind ads.txt und wofür es steht, voll und ganz zu unterstützen. Für Werbetreibende ist es natürlich viel einfacher zu sagen, sie seien "100% bereit”. Für sie bringt ads.txt erhebliche Vorteile und sie müssen de facto nichts implementieren. Bei Ad-Tech-Plattformen ist das eine viel komplexere Sache. Einige Player haben ihre Roadmap noch nicht angepasst bzw. bisher keine Lösung verfügbar. Sie sind immer noch in einem passiven Beobachtungsmodus und warten ab, wie sich ads.txt auswirkt und wie viele Werbekunden in Zukunft ads.txt-basierte Käufe als strikte Anforderung einführen. Andere Player nutzen die ads.txt-Signale schon seit Monaten und warten nur auf den richtigen Zeitpunkt, sie nun auch in Echtzeit in ihrem Produkt zu aktivieren. Einige wenige haben diese Entscheidung bereits getroffen, und diejenigen, die noch auf einer Zwischenstufe ausharren, werden wohl sehr bald folgen.

Letztlich sind es die Verlage, die den Schlüssel zum Erfolg besitzen, denn auf ihren Websites wird ads.txt implementiert. Publisher müssen sicherstellen, dass legitime Verkäufer explizit bekannt gemacht werden, und somit Fraud, der über nicht-autorisierte Verkäufer läuft, leicht identifiziert werden kann. Wenn auf Publisher-Seite dann der Stand der ads.txt-Einführung entsprechend hoch ist, wird jeder, der den Crawler und die Filter implementiert hat, loslegen. Das dürfte dann auch den verbleibenden Anbietern Druck machen, um ihre Roadmaps in Form zu bringen und schnell auf den Zug aufzuspringen.

Glaubst du, dass Publisher im Großen und Ganzen voll hinter der ads.txt-Einführung stehen?

Die Publisher stehen auf jeden Fall dahinter. Das ist nicht einfach nur meine Meinung, sondern eine Tatsache, basierend auf dem, was wir auf den Exchanges sehen und von unseren Partnern hören. Supply- und Demand Side-Plattformen, zumindest diejenigen mit den erforderlichen Website-Crawlern, haben Zugriff auf die relevanten Daten. In den vergangenen Monaten wurden hierzu bereits einige Statistiken veröffentlicht. Dennoch gibt es immer wieder Diskussionen und unangebrachte Gerüchte über das angeblich langsame Wachstum von ads.txt. Ich gehe davon aus, dass das hauptsächlich auf die Verwendung veralteter, fehlerhafter oder missverstandener Daten zurückzuführen ist. Letztendlich sorgt ads.txt doch für eine starke Governance für Publisher und führt eindeutig zu einer Reduzierung betrügerischer Aktivitäten. Wir sind uns bereits heute sicher, dass ads.txt einen großen Einfluss auf die gesamte Branche haben wird und bereits hat.

Welche Schwierigkeiten gibt es denn bei der Datenaggregation zu ads.txt ?

Eigentlich keine. Man muss nur sein Team bitten, die Daten über Publisher-Webseiten zu sammeln und die die richtigen Fragen zu beantworten. In der Realität ist genau das allerdings eine der zentralen Herausforderungen bei der Durchführung von Analytics-Projekten. Im Fall von ads.txt läuft alles auf die Liste der Websites hinaus, die nach ads.txt-Nutzung untersucht werden. Was genau ist relevant? Die Anzahl der Websites mit ads.txt, die Anzahl der Publisher-Websites mit ads.txt oder der prozentuale Anteil des Angebots auf den programmatischen Plattformen, der über ads.txt verifiziert werden kann? Diese Daten zu ziehen und zu aggregieren, ist letztendlich nicht wirklich schwierig. Angesichts der skeptischen Äußerungen zur Einführung von ads.txt, ist es für mich recht klar, dass viele Leute nicht die richtigen Fragen stellen oder nicht die richtigen Daten ziehen, anders kann ich mir die publizierten Statistiken nicht erklären.

Hast du eigene Zahlen von Adform über die ads.txt-Einführung?

Ja, und die Zahlen unterstreichen – wenig überraschend – meine obigen Kommentare zur Einführung von ads.txt. Vor allem der ziemlich steile Anstieg in den letzten vier Monaten. Unsere Zahlen stellen den Anteil programmatischer Impressionen dar, die von Webseiten stammen, welche über ads.txt verifiziert werden können. Als wir unsere Studie zum ersten Mal veröffentlicht haben, lag die Rate bei etwa 40% in den USA und Großbritannien und etwas über 20% in einigen europäischen Ländern. Jetzt, nur ein paar Monate später, hat sich die Situation bereits drastisch verbessert. Auf globaler Ebene liegen wir im Durchschnitt bereits bei 75%, was ein beeindruckender Erfolg ist und auf eine starke Akzeptanz hinweist.

Gibt es signifikante Unterschiede in der Akzeptanz in den verschiedenen Märkten?

Die regionale Streuung liegt in Europa und den USA zwischen 68% in Frankreich und 84% in den USA und Großbritannien. Wir sehen deutlich, dass die Premiumanbieter weitgehend dabei sind. Natürlich gibt es immer noch regionale Unterschiede, aber verglichen mit der ersten Analyse haben sich die Lücken dramatisch verringert. Warum es dennoch Unterschiede gibt? In der Regel ist dies mit der generellen Akzeptanz von programmatischen Buys und dem Ausmaß an Ad Fraud auf diesen Märkten verbunden. Die USA, als der größte Markt und einer der reifsten programmatischen Märkte, sind – wenig überraschend – führend, wenn es um die Akzeptanz der Initiative geht.