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AppNexus kooperiert mit Springer; Adjust geht nach China

ExchangeWire bündelt die wichtigsten Nachrichten aus der Region DACH mit Schlaglicht-Interviews aus der deutschsprachigen Programmatic-Szene. Diese Woche: AppNexus stellt Werbetechnologie für Springer; Adjust expandiert nach China; IP Network wird zu RTL AdConnect; und Fünf Fragen an Volker Ballueder, Rocket Fuel.

Technologie-Deal für AppNexus mit Axel Springer

Der Axel Springer Verlag verabschiedet sich von Googles Ad-Server und wechselt zu AppNexus. Ab kommendem Jahr werden dank der neuen Partnerschaft die Online-Inhalte von Zeitungen wie BILD, BZ und Welt sowie Online-Publikationen wie finanzen.net und businessinsider über AppNexus werbetechnisch verwertet. Laut Pressemitteilung, sollen auch internationale Springer-Marken in der Zukunft zu AppNexus wechseln - ein äußerst wichtiger Deal für AppNexus also, denn Springer ist einer der größten digitalen Verlage in Europa. Gleichzeitig dürfte Springers Absprung von DoubleClick insgesamt eine Abwendung der Publisher von Ad-Tech-Größen wie Google signalisieren, die seit langem für ihre mangelnde Transparenz kritisiert werden, vor allem hinsichtlich Umsatzanteile und Preismodelle.

Springer möchte auf der Basis von AppNexus' Werbetechnologie für alle digitalen Kanäle, Formate und Anwendungszwecke, neu beginnen. "Wir sehen großes Potenzial in einer intensiveren Zusammenarbeit mit den zahlreichen digitalen Angeboten von Axel Springer", erklärt Andreas Wiele, President Marketing und Classified Ad Models, Axel Springer. "Mit der AppNexus-Technologie schaffen wir eine technologische Basis, die für unser digitales Marketing besonders vorteilhaft ist."

Adjust nimmt China in Angriff

Die deutsche App-Analyse-Schmiede Adjust macht sich auf nach Fernost. Der lukrative, riesige Smartphone-Markt Chinas winkt - und Adjust stellt jetzt seine Analyseplattform für das native Measurement in China zur Verfügung.

Für die Adjust-Kunden dürfte das von großem Vorteil sein - keine Server-zu-Server-Integrationen, keine Spezial-Apps für den China-Markt, sondern Messung von Kampagnen direkt über das Adjust-SDK und Tracking URLs. Um die Plattform für den chinesischen Markt lauffertig zu machen, hat sich Adjust mit einem lokalen Partner zusammen getan. “Web Traffic, der von China auf unsere Domains zugreift, wird über einen Intermediary geleitet, der über eine feste, verlässliche Verbindung zu den Adjust-Datenzentren in Europa verfügt”, so Simon Kendall, Head of Communications, Adjust.

Die Daten aus der chinesischen Quelle werden übrigens in gewohnter Adjust-Manier abgefangen und analysiert. Ende 2016 hatte Adjust bereits den Schritt über den Atlantik nach USA gewagt und vor ziemlich genau einem Jahr den Asienmarkt mit einer Dependance in Singapur gestützt.

RTL relaunch IP Network als AdConnect

Mit IP Network verfügt die RTL-Gruppe über einen internationalen Werbevermarkter. Doch dieser bekommt jetzt einen neuen Namen: Ab sofort nennt sich die Vermarktungsagentur AdConnect. Vermarktet wird von ihr nicht nur TV-Inhalt wie RTL-Fernsehen, sondern auch andere digitale Inhalte werden über AdConnect angeboten, darunter Branded Content und Youtube-Kanäle. Dafür sollen sich unter anderem nun auch die Tech-Investitionen des Konzerns in Anbieter wie SpotX, VideoAmp, Smartclip oder Clybd bezahlt machen.

Der Full-Service-Ansatz für Werbetreibende soll sich dabei auf zwei weitere Säulen stützen: die Reichweite mit nach Firmenangaben von 160 Millionen Zuschauern pro Tag in ganz Europa, sowie die internationalen Insights zur Identifizierung von Wachstumsfeldern unter Berücksichtigung von Daten, Trends, Medienplanung und Markensicherheit.

Vor allem im letzteren Bereich sieht AdConnect große Chancen, zu punkten: “Während derzeit Anzeigenausgaben bei Google und Youtube abgezogen werden, glauben wir, dass das Wachstum der Lösungen zum digitalen Ad Management immer wichtiger werden dürfte - und Markensicherheit ist eine Kernkompetenz der RTL AdConnect-Plattform”, so Stéphane Coruble, Managing Director, RTL AdConnect zu ExchangeWire. Über die weiteren Ziele von AdConnect verrät Coruble: “RTL AdConnect wird die zentrale Anlaufstelle für Advertiser, die Multi-Market-Möglichkeiten erschließen wollen. Das heißt, innovative Kampagnen rund um RTLs Premium-Inhalte, die auf ganz Europa ausgeweitet werden - Werbelösungen, die Medienkampagnen potentiell einem Publikum von 200 Millionen Zuschauern über die RTL-Plattformen ausgeliefert werden.”

Fünf Fragen an Volker Ballueder, VP Client Success, Rocket Fuel

1. Als Pendler zwischen London und Hamburg kennen Sie den AdTech-Markt in beiden Ländern. Was ist Ihre Einschätzung zum Stand der Dinge: In der Vergangenheit wurde Deutschland immer ein Nachholbedarf in Sachen Programmatic attestiert. Hat sich daran etwas geändert?

Volker Ballueder, VP Client Success, Rocket Fuel

Diese Frage ist natürlich gut gestellt! Zwar hieß es immer, dass Deutschland schätzungsweise ein Jahr hinter der Entwicklung Großbritanniens zurückliegt und Großbritannien wiederum ein Jahr hinter den USA, doch was wir wirklich sehen ist, dass in Deutschland von einem 'Hinterherhinken' im Bereich Programmatic keine Rede mehr sein kann. Die Technologien funktionieren überall gleich – in Deutschland hat es nur etwas länger gedauert, bis die Akzeptanz und Umstellung den Markt durchdrungen hatte. Daher kann ich hier mit gutem Gewissen sagen: Meiner Meinung nach besteht kein Nachholbedarf mehr für Deutschland.

2. Was tut eigentlich ein VP Client Success bei Rocket Fuel?

Der Titel könnte im Prinzip auch VP Operations heißen. Da es uns bei Rocket Fuel aber in erster Linie um die Erfolge der Kunden geht, findet sich das auch in meinem Titel wieder. Im Grunde bedeutet es, dass ich mich um alles kümmere, was „post sales“ stattfindet. Wir haben ein Ad Operations Team, ein Analyst Team und ein Campaign Management Team, das sich um die Kampagnen außerhalb der USA kümmert. All diese Teams reporten an mich, und stellen sicher, dass unsere Kampagnen erfolgreich laufen.

3. Was ist Ihre persönliche Erfahrung als Deutscher in einem internationalen Unternehmen und am Standort in London?

Da ich schon seit 16 Jahren in Großbritannien wohne, dort mein Studium beendet und auch nie in Deutschland gearbeitet habe (außer für Praktika), kann ich nur sagen, dass es eine gute Erfahrung ist. Es wird sich zeigen, wie sich der Brexit auf die Europäische Union auswirkt – ich möchte hier keine politische Diskussion führen. Deutsche sind in London gern gesehen und die Internationalität in London ist umwerfend, vor allem in einem internationalen Unternehmen. Es macht Spaß und als Halb-Brite sehe ich der Zukunft sehr positiv entgegen.

4. Zurück zum deutschen Markt: Was passiert in Sachen AdTech gerade? Wohin geht die Reise?

Der deutsche Markt ist meines Erachtens nach sehr stark an ganzheitlichen Lösungen interessiert. One Stop Shop. Jedoch sehen wir, dass bei der Auswahl von Biddern, oftmals wieder auf Performance geschaut wird, und sich das Bild langsam aber sicher in Richtung "Best in Class-Technologie" entwickelt. Das kommt uns zu Gute. Es bleibt spannend, da die Strategie der Unternehmen sich derzeit ändert und auch das Thema Künstliche Intelligenz an Interesse gewinnt.

5. Und welche Entwicklung strebt Rocket Fuel in EMEA an?

Ganz klar: Agency first. Wir haben bereits vor einigen Jahren festgelegt, dass wir uns auf die Zusammenarbeit mit Agenturen konzentrieren möchten. Traditionell arbeiten wir aber auch viel mit Direktkunden, so dass wir uns oft in einer Dreiecks-Situation befinden: Die Agentur ist als Dienstleister auf der Basis unserer Technologie für die Unternehmen tätig. Durch den Direktkunden-Kontakt und den oben genannten Aufschluss Deutschlands zur internationalen Programmatic-Szene, haben wir festgestellt, dass die Unternehmen den programmatischen Bereich besser verstehen und wir den Agenturen dabei helfen können, effizienter mit ihren Kunden zu arbeiten. Jahrelange Erfahrungen zeigen beste Ergebnisse. Mit der Eröffnung unseres Ingenieurbüros in Prag und ersten Kunden in der CEE-Region, streben wir durchaus weitere Entwicklungen in den Emerging Markets an. Generell liegt unser Fokus auf der Expansion des Unternehmens und einer engeren Zusammenarbeit mit Partnern, wie z.B. mit IBM im Bereich Künstliche Intelligenz.